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Landtagsabgeordnete Margarethe Steinhäuser

Als Gretchen Steinhäuser war sie bekannt. Die Presse feierte sie als Mutter von Offenbach.

Der Oberbürgermeister Dr. Klüber nannte sie eine der edelsten Mitbürgerinnen unserer Stadt.

Mit 10 Jahren hatte sie beide Eltern verloren. Als Dienstmädchen war sie auf der Suche nach Arbeit in die Stadt gezogen. Hier beteiligte sie sich 1892 an der Gründung des Vereins der Frauen und Mädchen und trat dem Sozialdemokratischen Verein zu Offenbach bei. Dies war

damals ein sehr ungewöhnlicher Schritt, waren die Vereinsmitglieder bis dahin doch nur Männer.

Ab 1908 organisierte Frau Steinhäuser Ferienspaziergänge und führte Arbeiterkinder aus den engen staubigen Straßen hinaus in die freie Natur. Es lässt sich als Vorläufer der heutigen Ferienspiele im Hainbachtal interpretieren. 1911 wurde sie in den lokalen Vorstand der SPD gewählt. Bis dahin eine reine Männer-Domäne. Zwei Jahre später war sie Mitbegründerin der örtlichen Kolonne des ASB, der bei Arbeitsunfällen helfen wollte. Nach Kriegsende gründete sie in Offenbach einen Ortsverband der Arbeiterwohlfahrt. Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie für die Frauen-Kriegshilfe und die Kriegsfürsorge.

Als dann die neue Weimarer Verfassung Frauen das aktive und passive Wahlrecht zugestand, da erschien ihr Name auf dem Stimmzettel für die Volkskammer, wie sich der Landtag damals nannte. Gretchen Steinhäuser wurde gewählt und war wieder einmal einzige Frau in der SPD-Fraktion unter lauter Männern. Dort vertrat sie engagiert Offenbacher Interessen.

Die meist trockenen Haushaltsplan-Debatten boten ihr die Chance für die Zulassung von Frauen bei Schwur- und Jugendgerichten zu streiten. Folgerichtig kämpfte sie für Frauen in höheren Staatsämtern. Das Recht der Abgeordneten der Regierung Fragen zu stellen, wusste

Frau Steinhäuser zu nutzen, die mangelhafte Versorgung der Familien mit Fleisch und Kartoffeln zu thematisieren. Das Problem der Schwarzschlächterei lag ihr besonders auf der Seele ebenso Probleme der Volksgesundheit. So sprach sie  zur Mutter- und Säuglingsvorsorge. Nach Landtagsprotokollen jener Zeit diskutierte sie Schwierigkeiten der Zugverbindungen auf den Strecken Hanau-Frankfurt. Das zeigt: Frau Steinhäuser arbeitete auf vielen Feldern. Bis 1927 wurde sie als Abgeordnete gewählt, noch einmal von 1930 bis 1931.

Eine Kehlkopfoperation hinderte sie an öffentlichen Auftritten. Dennoch setzte sie sich bei

vielen Gelegenheiten leidenschaftlich für Demokratie und Freiheit ein. Die Nazis haben ihr 1933 die politische und soziale Arbeit verboten und sie mit allerlei Auflagen schikaniert. Beispielsweise musste sie sich alltäglich bei der Polizei melden. Auch durfte sie die Stadt nicht verlassen.

 1944 verlor sie bei einem Fliegerangriff ihr kleines Häuschen in der Birkenlohrstraße. So stand sie bei Kriegsende vor dem Nichts.  Als der ASB neu zusammenfand, kürte man Frau Steinhäuser zur Ehrenvorsitzenden.

 Zusammen mit anderen Frauen begann sie wieder für die Arbeiterwohlfahrt zu arbeiten. Aus meiner Kinderzeit kann ich mich erinnern, wie sie an der Gulaschkanone stand und uns ausgehungerten Kindern eine warme Mahlzeit bescherte. Nachmittags gab es Kakao und Rosinenbrötchen.

 Am 12. Mai 1955 ist sie gestorben. Als jetzt die Historische Kommission der Offenbacher SPD an diese großartige Frau erinnern und Blumen auf ihr Grab legen wollte, da stellte sich heraus, dass dieses Grab längst abgeräumt war. So bleibt nur diese Erinnerung an eine kleine Frau, die eine große Seele war.

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