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Landtagsabgeordneter Georg Kaul

Vor achtzig Jahren - am Abend des 1.Mai1933 - suchte Georg Kaul den Freitod. Erschüttert hatte er miterlebt, wie Nazis den 1.Mai,den Kampftag der Arbeiterbewegung zu einem „Nationalen Tag der Arbeit" verfälschten. Im Umzug der SA sah man ganze Belegschaften Offenbacher Betriebe und Mitglieder vieler Vereine.

Was Kaul nicht ertrug: Auf dem Weg zum Wilhelmsplatz waren alterprobte Gewerkschafter mitmarschiert, auch einige Sozialdemokraten.

Dem engagierten Kämpfer für Freiheit und Demokratie war das unerträglich. So mochte Kaul nicht mehr leben. Nach einer letzten hitzigen Diskussion mit Genossen schrieb er auf einen Zettel: „Vor so viel Gesinnungslumperei schäme ich mich. Ich werde versuchen zu gehen!“

Dann nahm er das tödliche Gift.

Zwei Jahrzehnte hatte  Kaul als Chefredakteur des Offenbacher Abendblatts über politische und soziale Probleme geschrieben. Am 19.Oktober 1918 sprach er vor 10.000 Menschen auf dem Aliceplatz für ein schnelles Ende des entsetzlichen Mordens an der Front, für einen raschen Waffenstillstand und einen gerechten Frieden. ln der Revolution von 1918 übernahm er den Vorsitz des Arbeiter- und Soldaten-Rates. Der hatte für einige Wochen das Sagen in der Stadt. Seit 1919 war Kaul  Abgeordneter im Hessischen Landtag. Ein Jahrzehnt lang führte er den Vorsitz der SPD-Landtagsfraktion. Mit Eloquenz und Überzeugungskraft focht er für den jungen Volksstaat, für den Übergang vom Obrigkeitsstaat zur Republik, für eine Zukunft in Freiheit.

Immer wieder sprach Kaul zu Verfassungsfragen. Als Stadtverordneter  in Offenbach argumentierte er im Rechts- und  Satzungsauschuss gegen Konservative Rechtsauffassungen.

Einige erhaltene Ausgaben des Abendblatts machen deutlich, mit wieviel Energie  Kaul in seinen Artikeln den Kampf gegen den aufkommenden Faschismus führte. Fast täglich veröffentlichte er Meldungen über Machenschaften der SA und Verfehlungen ihrer Führer. Nachdem die Nazis an der Macht waren, hatte er von ihnen nichts zu erwarten als Demütigungen, Qual und Verfolgung. Unter einer Nazidiktatur wollte Kaul nicht leben. Er starb am frühen Morgen des 2. Mai 1933 im Offenbacher Krankenhaus.

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