Menu

Oberbürgermeister Dr. Klüber

Ende des Jahres 1949 tritt Oberbürgermeister Johannes Rebholz in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird der Oldenburger Oberstadtdirektor Dr. Hans Klüber, Jurist, Volkswirt und als erstklassiger Verwaltungsfach mann bekannt. Vor Klübers Wahl im Stadtparlament werden Vertreter der Vereine und der Religionsgemeinschaften gehört. Sie bekunden nach der persönlichen Vorstellung volles Vertrauen. Bei der Wahl erhält Dr. Klüber 33 von 48 Stimmen, 10 Stimmzettel werden weiß abgegeben, bei 3 Gegenstimmen.

Der Wahlausschuss hatte 71 Bewerbungen gesichtet. 55 Bewerber waren frühere Mitglieder der NSDAPI.  Vier Kandidaten kamen in die engere Wahl.   Der Wahlausschuss empfahl den Kandidaten Dr.Klüber, der den an einen Oberbürgermeister zu stellenden Anforderungen am meisten entsprach.

Vor der Wahl fanden intensive  Beratungen der hiesigen Parteien statt. SPD und CDU einigten sich auf Dr.Klüber (SPD) als OB und Dr.Fligg  (CDU) als Bürgermeister. Der Wahl im Stadtparlament ging eine Anhörung der Vereinsvertreter und der Sprecher der Religionsgemeinschaften voraus. Sie bekundeten nach Klübers persönlicher Vorstellung volles Vertrauen zu dem Kandidaten.

Bei der Wahl in der Stadtverordnetenversammlung entfielen auf  Dr. Klüber 33 von 47 abgegebenen Stimmen, bei drei Gegenstimmen und 10 Enthaltungen. CDU und FDP Fraktion stimmten für Klüber. Arbeiterpartei und KPD hatten erklärt, weiße Stimmzettel abzugeben. Eine Stimme erhielt Dr.Schranz, ehemals  NS.OB.

Am 17.April wurde Dr. KIüber im großen Saal des Theaters an der Goethestraße feierlich in das Amt eingeführt. Regierungspräsident Arnoul, der Klüber vereidigte, betonte, es sei die

wichtigste Aufgabe des neuen Oberbürgermeisters, den Menschen zu helfen. Allgemeine Not, Flüchtlingsfragen, Wohnungsnot und die ihrer Zukunft beraubte junge Generation seien Probleme, denen sich ein Stadtoberhaupt zu stellen habe.  Erste Pflicht  eines Oberbürgermeisters sei es,   Diener der Bevölkerung zu sein. Tatsächlich fand der Rheinländer in Offenbach keine leichten Aufgaben vor. Die Stadt war im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden. Zahlreiche Wohn- und Fabrikgebäude lagen noch in Trümmern. Brücken, Straßen, Schulen und das Krankenhaus waren schwer beschädigt. Auf diese Aufgaben stürzte sich Dr. Klüber mit großem Elan. In seiner Amtszeit wurden vor allem Wohnungen gebaut, jährlich 1.000. Im Jahr 1953 stieg die Zahl der neuen Wohnungen sogar auf 1.400.Die Vorderwaldsiedlung entstand. Die Carl-Ulrich-Siedlung wurde  feierlich eingeweiht. Sie gab vielen Flüchtlingen ein neues Zuhause.

Mit Vergnügen eröffnete  Klüber wiederaufgebaute Schulen und neue Spielplätze.  Er gab die wiederhergestellte Mainbrücke nach Fechenheim, die Carl-Ulrich-Brücke, für den Verkehr frei. Dafür stellte er  den von Bürgern und Stadtverordnetengewünschten Rathausbau zurück.  Mit Stolz registriert Klüber, dass jährlich 1250 Arbeitsplätze neu entstanden. Als kulturfreudiger Oberbürgermeister eröffnete er in der Werkkunstschule die erste Gemäldeausstellung nach dem Krieg. Voller Stolz präsentierte er ein neues Kulturprogramm. Die ehemalige Synagoge wurde gekauft, zum Stadttheater umgebaut und mit Mozarts Zauberflöte eröffnet. Die Stadtbücherei erhielt neue Räume im Seitenflügel des Büsing Palais. Im anderen Flügelentstand das Klingspormuseum. Einer CDU· Wahlkampfveranstaltung mit Dr. Konrad Adenauer auf dem Lavisgelände blieb Dr.Klüber fern, weil Adenauer Offenbach nicht als Bundeskanzler, sondern als Parteivorsitzender besucht habe. Als Kulturdezernent habe er einen Liederabend besucht und bedauert, dass viele Mitbürger um diesen Genuss gekommen seien.

Mit der Geburt des Hunderttausendsten Offenbachers im August 1954 war Dr.Klüber Oberbürgermeister einer Großstadt.  Er schrieb dem Neugeborenen ins Stammbuch, seine Geburt sei ein Wendepunkt in der Offenbacher Entwicklung. aber kein Schlusspunkt. Im September 1954 feierten die Stadtverordneten die Großstadtwerdung mit einer Festsitzung im großen Messesaal mit  anschließendem Konzert und Feuerwerk am Mainufer. Auf dem Höhepunkt seiner erfolgreichen Arbeit in Offenbach wurde Dr. Klüber für weitere zwölf Jahre im Amt bestätigt. Die Stadtverordneten hatten zuvor beschlossen, auf eine Ausschreibung zu verzichten. Konnten die Offenbacher zunächst damit rechnen, dass der anerkannte Verwaltungsexperte mit großer Mehrheit ausgestattet werde, so mussten sie feststellen, dass Dr. Klüber  die CDU-Stimmen fehlen würden, weil die Wiederwahl des CDU-Bürgermeisters Dr. Fligg nicht feststand. Am 15. Dezember 1955 kam es zum offenen Bruch. Vor der Abstimmung über die Wahl Dr. Klübers verließen Vertreter von CDU, FDP und DP den Sitzungssaal, obwohl ihre Sprecher einhellig die sachliche und fachliche Dr. Klübers anerkannten. Anwesende Zuschauer sahen den Auszug mit deutlichem Missfallen. Dr. Klüber bekam dann in geheimer Wahl 26 von 48 Stimmen von SPD und KPD. Der nahm das Ergebnis mit sichtlicher Enttäuschung zur Kenntnis, versicherte aber, er werde sich weiter um gute Zusammenarbeit mit Magistrat und Stadt bemühen  und seine Aufgaben im Dienst der Bürger erfüllen. Er versprach, in der kommenden Amtsperiode werde Offenbach endgültig wieder aufgebaut. In den nächsten sechs Jahren wolle er allen Offenbachern zu einwandfreien Wohnverhältnissen verhelfen.

Im folgenden Jahr konnte Klüber weitere schulische Erfolge verbuchen. Im Mai wurde das Richtfest des Rudolf-Koch-Gymnasiums gefeiert, im Juli die Einweihung der Humboldtschule und im August der Einzug der Albert-Schweitzer-Schule in das Gebäude der früheren Oberrealschule an der Waldstraße. Die neue Synagoge wurde eingeweiht und im Isenburger Schloss nahm das städtische Jugendheim seine Arbeit auf.

Bei den Kommunalwahlen im September 1956 erlangte die SPD mit 32 Sitzend erstmals nach dem Krieg die absolute Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Die CDU erhielt 14, der Offenbach-Block aus FDP und DP 13 Sitze. Im Februar 1957 erfuhren die Offenbacher zu ihrer großen Überraschung, dass Dr. Klüber OB in Ludwigshafen werden solle. Der dortige Stadtrat wählte ihn nach einem „glänzenden Auftritt“ zum Nachfolger von Dr. Werner Bockelmann, der als OB nach Frankfurt wechselte. Klüber nahm die Wahl an und verließ Offenbach. 1965 ging er in den Ruhestand. Er starb im Alter von 78 Jahren.

Historische Kommission des SPD-Unterbezirks Offenbach-Stadt
Partei

SPD Unterbezirk Offenbach Stadt
Herrnstr. 14
63065 Offenbach
Tel.: (069) 887045
Fax: (069) 887046
unterbezirk@spd-offenbach.de

Fraktion

SPD Stadtverordnetenfraktion Offenbach
Berliner Straße 100
63065 Offenbach
Tel.: (069) 8065-2956
Fax: (069) 8065-3228
fraktion@spd-offenbach.de