An dieser Stelle möchten wir Ihnen zu den Offenbacher Oberbürgermeistern einige Informationen geben.
In den 1950er Jahren trug Karl Appelmann, von seinen politischen Freunden Appo genannt, an vielen Stellen Verantwortung für die Menschen seiner Vaterstadt. Schon seit 1946 war er jüngster Abgeordneter des Hessischen Landtags. Beruflich leitete der Maschinenbauingenieur das Offenbacher Wasserwerk. Folgerichtig konzentrierte er sich im Landtag voll auf das Thema Wasserversorgung. Scharf kritisierte er die Verschmutzung von Bächen und Flüssen, sprach von „stinkenden Kloaken, die unser Land durchziehen“. Dabei fand er auch die ungeteilte Zustimmung der Opposition. Unter dem Beifall seiner Kollegen formulierte Appelmann seine Überzeugung: „Wasser ist ein unersetzliches, vor allem nicht vermehrbares Gut“. Er wusste sehr genau wovon er redete, denn er erfuhr die Probleme alltäglich. Viermal wurde er in den Landtag gewählt: 1946,1950, 1954 und 1958. Dann überließ er das Mandat seinem Kollegen Olaf Radke, denn er wollte sich voll und ganz seiner neuen Aufgabe als Bürgermeister stellen.
Vor achtzig Jahren - am Abend des 1.Mai1933 - suchte Georg Kaul den Freitod. Erschüttert hatte er miterlebt, wie Nazis den 1.Mai,den Kampftag der Arbeiterbewegung zu einem „Nationalen Tag der Arbeit" verfälschten. Im Umzug der SA sah man ganze Belegschaften Offenbacher Betriebe und Mitglieder vieler Vereine.
Was Kaul nicht ertrug: Auf dem Weg zum Wilhelmsplatz waren alterprobte Gewerkschafter mitmarschiert, auch einige Sozialdemokraten.
Dem engagierten Kämpfer für Freiheit und Demokratie war das unerträglich. So mochte Kaul nicht mehr leben. Nach einer letzten hitzigen Diskussion mit Genossen schrieb er auf einen Zettel: „Vor so viel Gesinnungslumperei schäme ich mich. Ich werde versuchen zu gehen!“
Dann nahm er das tödliche Gift.
Ende des Jahres 1949 tritt Oberbürgermeister Johannes Rebholz in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird der Oldenburger Oberstadtdirektor Dr. Hans Klüber, Jurist, Volkswirt und als erstklassiger Verwaltungsfach mann bekannt. Vor Klübers Wahl im Stadtparlament werden Vertreter der Vereine und der Religionsgemeinschaften gehört. Sie bekunden nach der persönlichen Vorstellung volles Vertrauen. Bei der Wahl erhält Dr. Klüber 33 von 48 Stimmen, 10 Stimmzettel werden weiß abgegeben, bei 3 Gegenstimmen.
Wilhelm Widmann lebte in Offenbach von 1913 bis 1955. Hier arbeitete und kämpfte er für Freiheit und Demokratie, gegen Not und Armut und für soziale Gerechtigkeit. Engagiert stritt er gegen die Feinde der jungen Republik von links und rechts. Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre setzte er sich im Landtag immer wieder heftig mit den Nazis auseinander; Folge: Nach ihrer Machtübernahme schleppten ihn die Nazis ins KZ Osthofen.
Trotz des vollen Einsatzes für seine Ideale erinnert sich in Offenbach kaum jemand an ihn. Kein Denkmal, keine Brücke, keine Straße trägt seinen Namen. Bei der Spurensuche nach anderen Abgeordneten seiner Zeit wie Ulrich, Kaul oder Eißnert stieß ich immer wieder auf den Namen Wilhelm Widmann. Also stellte sich die Frage: Wer war dieser Mann? Erste Antworten gab sein Enkel Günther Geh.
Auf der SPD-Vorschlagsliste für die Wahl zur verfassunggebenden Volkskammer stand Widmanns Name auf Platz 29.[1] Damit war er war einer von fünf Offenbachern, die am 27. Januar 1919 in die Volkskammer des Volksstaates Hessen (Darmstadt) gewählt wurden. Bis 1933 war er im Landtag ein sehr engagierter Sprecher.
Die Sprechregister und Wortlautprotokolle der Hess. Volkskammer bzw. des Landtages waren deshalb die wichtigen Quellen. Weitere Quellen fanden sich im Offenbacher Stadtarchiv, im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt und im Archiv der sozialen Demokratie in Bad Godesberg; auch im Offenbacher Abendblatt, der sozialdemokratischen Tageszeitung, fanden sich zahlreiche Hinweise auf Widmanns Arbeit.
Wilhelm Widmann wurde 30. Dezember 1876 in Esslingen geboren. Er erlernte bei WMF den Beruf des Gürtlers. 1892 trat er mit 16 Jahren dem Metallarbeiterverband (DMV) bei und wurde Mitglied im örtlichen Sozialdemokratischen Verein.
Gegen Ende des Jahrhunderts wanderte er nach Amerika aus, kehrte aber nach drei Jahren nach Deutschland zurück.
[1] S. Offenbacher Abendblatt (OA) 30.1.1919
Als Gretchen Steinhäuser war sie bekannt. Die Presse feierte sie als Mutter von Offenbach.
Der Oberbürgermeister Dr. Klüber nannte sie eine der edelsten Mitbürgerinnen unserer Stadt.
Mit 10 Jahren hatte sie beide Eltern verloren. Als Dienstmädchen war sie auf der Suche nach Arbeit in die Stadt gezogen. Hier beteiligte sie sich 1892 an der Gründung des Vereins der Frauen und Mädchen und trat dem Sozialdemokratischen Verein zu Offenbach bei. Dies war
damals ein sehr ungewöhnlicher Schritt, waren die Vereinsmitglieder bis dahin doch nur Männer.
Ab 1908 organisierte Frau Steinhäuser Ferienspaziergänge und führte Arbeiterkinder aus den engen staubigen Straßen hinaus in die freie Natur. Es lässt sich als Vorläufer der heutigen Ferienspiele im Hainbachtal interpretieren. 1911 wurde sie in den lokalen Vorstand der SPD gewählt. Bis dahin eine reine Männer-Domäne. Zwei Jahre später war sie Mitbegründerin der örtlichen Kolonne des ASB, der bei Arbeitsunfällen helfen wollte. Nach Kriegsende gründete sie in Offenbach einen Ortsverband der Arbeiterwohlfahrt. Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie für die Frauen-Kriegshilfe und die Kriegsfürsorge.
Willy Banse, MdB der 2. Wahlperiode des Deutschen Bundestages
Den Naturfreunden ist es zu verdanken, dass Willy Banse nach Offenbach kam. „Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zwang Willy Banse, seine Kölner Heimat zu verlassen. Naturfreunde halfen ihm, in Offenbach am Main eine Wohnung zu finden“, schreibt die „Offenbach-Post“ [1]
[1] siehe Anhang Nr. 1 Abschrift aus der „Offenbach-Post“ vom 05.05.1953
Oberbürgermeister Rebholz
Vor 50 Jahren starb im Stadtkrankenhaus Johannes Rebholz.Der erste Sozialdemokrat, der nach dem zweiten Weltkrieg in Offenbach OB wurde. Im schwer zerstörten Offenbach eine harte Aufgabe. Trümmer bedeckten weite Teile der Stadt. Wohnungsnot und Lebensmittel-knappheit waren riesige Probleme. Rebholz hat sich mit voller Kraft in diese Herkulesarbeit gestürzt und seine Gesundheit ruiniert. 1949 schied er aus dem Amt. Er hatte sich große Verdienste um den Wiederaufbau der Stadt erworben,
Geboren am19.Junl1915 in Offenbach, gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den führenden Sozialdemokraten in unserer Stadt. Vor 1933 war er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend. Wie sein Freund Appelmann schloss er sich der sozialdemokratischen Widerstandsgruppe um Stoffers und Unkelbach an, die versuchte, mit der heimlichen Verteilung von Handzetteln, Flugblättern und Zeitschriften der NS-Diktatur entgegen zu wirken. Ihr Ziel war eindeutig, den Menschen klar zu machen, welche Gefahr für Frieden und Freiheit das NS-Regime war.
Georg Bätz wurde 1903 in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Sein Vater war Vorsitzender der Nürnberg SPD. Als 20jähriger trat Bätz in die SPD ein. Das war 1923.Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Arbeiterwohlfahrt 1928 engagierte er sich im Reichsbanner. Zu Anfang der 30er Jahre erlebte er heftige Prügeleien mit der SA vor dem Rumpenheimer Volkshaus.1930 wählte die Bürgeler SPD den tatkräftigen Mann zum Vorsitzenden.
Als die SA 1933 die SPD-Büros in der Herrnstraße stürmte, gelang es ihm die Fahne der Bürgeler SPD, die sich im Landessekretariat befand, vor den Nazis zu retten. Im allgemeinen Tumult wickelte er sich die Fahne um den Leib und entkam unbehelligt. Diese Traditionsfahne war für die Offenbacher SPD von besonderer Bedeutung: Sie feierlich zu enthüllen war im Januar 1900 Wilhelm Liebknecht, der legendäre Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie und zeitweiliger Abgeordneter im Reichstagswahlkreis Offenbach-Dieburg, nach Bürgel gekommen.
Der frühere Gewerkschaftssekretär war bis ins hohe Alter ein politischer Mensch. Über seine mehrfachen Wechsel der Parteibücher wurde offen gelästert. Er selbst sagte einmal, „wenn ich mich geirrt habe, dann ändere ich rücksichtslos meine Meinung“.
Aus einer sozialdemokratischen Familie stammend lernte er in der Arbeiterjugend für die großen Ideen des Sozialismus einzutreten. Gegen seinen Willen zum Kriegsdienst genötigt, war er am Ende des Ersten Weltkriegs Mitglied im Arbeiter- und Soldaten-Rat.
Else Herrmann, geborene Don, kam am 15. Januar 1895 in Leonberg, bei Stuttgart, zur Welt. Ihr Vater Jakob Don war Schuhmachermeister, ihre Mutter Johanna war Hausfrau. Das Ehepaar hatte 14 Kinder. Die Vorfahren der Familie gehörten der religiösen Reformbewegung der Waldenser an. Sie waren im 18. Jahrhundert aus dem katholischen Frankreich vertrieben und nach Württemberg gekommen. Jakob Don wurde sehr früh Sozialdemokrat. Er war während Bismarcks Kampf gegen die „Umtriebe der Sozialdemokratie“ und der von Bismarck initiierten Sozialistengesetze mehrfach inhaftiert. Jakob Don war insgesamt sechs Jahre in Haft.
Die Familie kam 1904 nach Offenbach. Else Herrmann lernte nach dem Besuch der Volksschule den Beruf der Stepperin. Diesen Beruf übte sie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus. Sie war viele Jahre als Stepper-Meisterin tätig. 1915 heiratete sie den Sozialdemokraten und Stockarbeiter August Erich Willi Herrmann. Er war zwei Jahre älter als sie. Das Ehepaar bekam drei Söhne und eine Tochter. August Erich Willi Herrmann kam aus dem Ersten Weltkrieg schwer kriegsbeschädigt zurück. Deshalb musste Else Herrmann durch ihre berufliche Tätigkeit die Familie ernähren. Politisch aktiv wurde sie erst nach 1945, obwohl sie bereits 1928 wohl aus Familientradition SPD-Mitglied geworden war. Bis 1933 allerdings war sie Vorstandsmitglied bei den Kinderfreunden. Die Nationalsozialisten nahmen Else Herrmann ins Visier und unter Beobachtung, mehrfach wurde sie von der Gestapo festgenommen. Während des Krieges war sie mit ihrem Betrieb, der Firma Adolf Weinrich nach Garmisch-Partenkirchen ausgelagert.
Engel der Alten und Einsamen
Frieda Rudolph sagte von sich selbst: "Bei mir ist die politische Betätigung sozusagen eine erbliche Belastung. Schon mein Urgroßvater war ein badischer 48er. Mein Vater war aktiv in der sozialistischen Bewegung. Man erlebt immer wieder, wie einseitig Politik unter männlicher Führung ist. Darum erstrebe ich in der Politik denselben natürlichen Ausgleich, der auch Grundbedingung unseres Familienlebens ist."
Frieda Rudolph, geborene Staibitz, wurde am 15. Dezember 1889 in Mainz geboren. Ihr Vater war Schmiedemeister, ihre Mutter Hausfrau. Ihre Eltern waren aktive Sozialdemokraten und schon während der Bismarck-Regierung und seinen Sozialistengesetzen politisch, wenn auch illegal tätig. Frieda Rudolph wurde so schon als Kind mit sozialistischem Gedankengut vertraut. Sie war eine konsequente Pazifistin und korrespondierte mit der international renommierten Friedenskämpferin Berta von Suttner.
Fritz Remy wurde am 29. Oktober 1879 in Offenbach geboren. Hier besuchte er die Volksschule. Hier erlernte er den Beruf des Werkzeugmachers. Schon sein Vater war Metallarbeiter, genauer Eisendreher. Nach Abschluss seiner Lehre ging Remy wie damals üblich auf die Walz. 1901 erhielt er den Einberufungsbefehl zur Kavallerie nach Kollmar. Vom Wehrdienst zurück, trat er in die Offenbacher Schraubenfabrik Moschel ein. Siebzehn Jahre stand er dort an der Werkbank. 1907 erlebte er seinen ersten Streik. Nach mehreren Wochen wurde eine Lohnerhöhung von 1,17 Mark pro Woche erreicht.
1909 heiratete Remy seine Frau Barbara, geborene Scherer, evangelisch, aus Dieburg, von Beruf Zuschneiderin. Das Paar hatte drei Kinder. Es verlor die einzige Tochter Anneliese bei einem Verkehrsunfall. Kinder seines Sohnes Philipp leben in München, sein Enkel Manfred in Offenbach. Eine Enkelin, Dr. med. Inge Meyer, lebt in Michelstadt/Odenwald. Sie erinnert sich lebhaft wie sie mit ihrem Großvater, der begeisterter Kickers-Fan war, Gruppenspiele zur Deutschen Fußballmeisterschaft im Frankfurter Waldstadion besuchte.
Ein Stolperstein in der Senefelderstraße 120 erinnert an den Offenbacher Widerstandskämpfer. Er wurde am 1. September 1904 in Bad Kreuznach geboren. Erlernt hat er den Beruf des Färbers. Mit 20 Jahren trat er in die SPD ein. In seiner Gewerkschaft war er Unterkassierer. 1931 heiratete er Marie Drescher. Das Paar hatte eine Tochter.
Wolfgang Reuter
Vor 60 Jahren ist Wilhelm Weber in Offenbach gestorben.
Im Offenbach des vorigen Jahrhunderts war er eine bekannte und einflussreiche Persönlichkeit: Wilhelm Weber, bis ins hohe Alter gewerkschaftlich und politisch aktiv. Noch mit 80 Jahren fährt er fast täglich per Fahrrad ins Gewerkschaftshaus.
Der gelernte Metallschleifer beginnt seine Karriere 1907 als Erster Bevollmächtigter des Metallarbeiter-Verbandes in Offenbach. 1914 zieht er in die Stadtverordneten-Versammlung ein. Für drei Jahre muss er zum Fronteinsatz in Frankreich. 1918 leitet er im Arbeiter-und-Soldatenrat, dem späteren Volksrat, den Militärausschuss. Gegen den Kapp-Putsch 1920 bildet er einen Aktionsausschuss, der eine Kundgebung auf dem Wilhelmsplatz organisiert. An die 20tausend Menschen kommen. Eine Resolution wird beschlossen, „Dieser Staatsstreich der Reaktion ist ein Verbrechen am Volk!“
Von Jürgen Schomburg
Eine politische Premiere
Am 10. Oktober 1919 erlebt Offenbach eine politische Premiere: die Wahl des Oberbürgermeisters durch ein nach demokratischen Regeln gewähltes Organ. Die Stadtverordneten, die über den OB zu entscheiden haben, wurden in der am 1. Juni abgehaltenen Kommunalwahl nach Verhältniswahlrecht bestimmt. Alle Bürger ab dem 21. Lebensjahr und erstmals auch die bisher nicht wahlberechtigten Frauen gaben ihre Stimme ab. Auch wichtig: ein gewählter OB braucht nun nicht mehr die allergnädigste Zustimmung des Großherzogs in Darmstadt, denn der Großherzog ist seit November 1918 entmachtet und das Großherzogtum Hessen-Darmstadt ist jetzt der parlamentarische „Volksstaat Hessen“.
Erinnerung an Leonhard Eißnert von Wolfgang Reuter
Am 10. März 1949 starb der Offenbacher Ehrenbürger Leonhard Eißnert.
An den „Vater der Anlagen“ erinnert der Waldpark auf dem Bieberer Berg. Aber nur wenige Offenbacher wissen noch um die Verdienste des langjährigen Beigeordneten und Bürgermeisters.
Im Sommer 1906 wählen die Stadtverordneten Eißnert in den Stadtvorstand. Er ist der erste Sozialdemokrat der im damaligen Deutschen Reich in den Magistrat einer Stadt gewählt wird. Seine Wahl führt zu heftigen Diskussionen in der Öffentlichkeit und der Presse. Konservative und Nationalliberale können sich nicht vorstellen, dass ein gelernter Tischler in den Magistrat einzieht. Sie überschlagen sich mit lautstarken Protesten und verlangen gar den Einsatz preußischer Truppen um Eißnerts Amtseinführung zu verhindern. Doch der Großherzog bestätigt die Wahl und am 18. Oktober 1906 wird Eißnert in das Amt eingeführt - von Oberbürgermeister Brink, der eigentlich einen anderen Kandidaten gewünscht hatte.
1907 löst Dr. Dullo den OB Brink ab und überträgt Eißnert auf dessen Wunsch nach einem eigenen kleinen Dezernat Friedhofsamt, Gartenbauamt und Schiedsstelle. Eißnert nutzt die Chance. Er lässt auf dem verlotterten alten Friedhof Wege und Anlagen anbringen und setzt später eine unentgeltliche Bestattung durch.
1912 wird Eißnert als unbesoldeter Beigeordneter wieder gewählt. Im Ersten Weltkrieg vertritt Eißnert den Baudezernenten Bürgermeister Weil, der zum Heer eingezogen wurde. In dieser Zeit entwirft Eißnert einen Erbbaurechtsvertrag, der kleinen Leuten zu einem Grundstück und eigenem Heim verhelfen kann. Wegen der grassierenden Wohnungsnot lässt Eißnert neue Straßen und Wohnbauten planen. Häuser in der Senefelderstraße, der Bachstraße oder am Heusenstammer Weg zeugen bis heute von Eißnerts Einsatz. Auch Planung und Bau der Siedlung Tempelsee gehen auf eine Eißnert-Initative zurück.
In der Notsituation des Krieges befasst sich der ehemalige Friedhofsdezernent stärker mit sozialen Fragen. Eine Nähstube und eine Schuhreparaturwerkstatt lässt er einrichten. Mehr Arbeitslose werden im Anlagenbau beschäftigt. Mit dem Anlagenring schafft er „grüne Lungen“ für die Bevölkerung. Die Arbeiten am Waldpark werden vorangetrieben. Den Waldpark sieht er als sein „Schmuckstück“ an.
1918 wird Eißnert erneut wiedergewählt. OB Dr. Dullo erklärt, Eißnerts Tätigkeit sei gerade jetzt im Krieg „unschätzbar und unverzichtbar“. Im Oktober 1920 beschließen dann die Stadtverordneten aus seiner unbesoldeten Stelle eine besoldete zu machen.
Am 8. November 1918 spricht Eißnert zusammen mit Ulrich, Kaul und Neumann bei einer Protestkundgebung auf dem Aliceplatz vor zehntausend Menschen für Frieden, Freiheit und Brot – und für die Abschaffung der Monarchie und für eine soziale Republik.
1921 kandidiert Eißnert wegen Arbeitsüberlastung nicht mehr für den Landtag, dem er seit zehn Jahren angehört hat. 1928 wird Eißnert zum Bürgermeister ernannt. 1932 scheidet er aus dem Amt. 1948 würdigt die Stadt seine Verdienste mit der Ernennung zum Ehrenbürger. Mit der Gesundheit des 82jährigen steht es da schon nicht mehr zum Besten. OB und Stadtverordnetenvorsteher bringen im die Urkunde nach Hause.
Leonhard Eißnert stirbt am 10. März 1949. Für manchen Offenbacher Kommunalpolitiker bleibt er ein leuchtendes Vorbild.
Die Historische Kommission der Offenbacher SPD erinnert an den Mann, dem unsere Stadt viel zu verdanken hat, sie legt am 10. März 2019 Blumen auf sein Grab auf dem Alten Friedhof.
SPD Unterbezirk Offenbach Stadt
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